Stahlmarkt Consult Blog

In meinem Stahlmarkt-Blog befasse ich mich mit Neuigkeiten aus der Stahlmarkt-Welt und analysiere Trends und Marktentwicklungen.

Chinesische Stahlindustrie erlebt „Horror-Quartal“

Für die Stahlindustrie in China brechen schwere Zeiten an. Exemplarisch dafür ist ein Statement, das Mitte März die Vizepräsidentin des chinesischen Verbandes der Stahlhersteller (CISA), Liu Zhenjiang, abgab. Danach schrieben 43% der CISA-Mitglieder im Januar 2014 rote Zahlen, der höchste je in einem Monat erreichte Anteil. Für das Jahr 2013 hatten nur 19% der CISA-Mitglieder einen Verlust verbucht. Der Stahlbedarf in China soll im Januar um 8,6% niedriger als im Vorjahresmonat gewesen sein. Ein von der CISA erhobener Stahlpreisindex ist auf ein 20-Jahres-Tief gefallen. Der Verlauf des ersten Quartals sei „ein starkes Signal an die ganze Stahlindustrie, dass der „echte Winter“ gerade erst begonnen habe“, wird die Funktionärin in Newsdiensten zitiert.

Die Rohstahlproduktion in China lag in den ersten beiden Monaten nur um 1,7%höher als im Vorjahr. Für den Januar wurde zunächst sogar ein Minus ausgewiesen, das dann nachträglich in ein leichtes Plus korrigiert wurde. Die Eisenerzbestände an den chinesischen Häfen  erreichte im März mit über 100 Mio. Tonnen ein Rekordhoch. Die Lagerbestände an Stahlerzeugnissen sind zwar zuletzt leicht gesunken, liegen mit ca. 37 Mio. Tonnen aber immer noch auf einem hohen Niveau.

Es ist unverkennbar, das sich am chinesischen Stahlmarkt größere Schwierigkeiten auftürmen, die kurzfristig kaum gelöst werden können. Für den globalen Stahlmarkt könnte dies eine Zeitenwende einläuten.

Die von der Regierung vorgegebene Änderung der Wachstumsstrategie mit niedrigeren Wachstumsraten und einer stärkeren Hinwendung zu binnenkonsum- statt investitionsbasiertem Wachstum dämpfen die Stahlnachfrage. Dazu kommen das schon lange bekannte Problem der Überkapazitäten und verschärfte Umweltschutzauflagen. Verstärkt werden die Schwierigkeiten durch die deutlich restriktivere Kreditvergabe an Stahlunternehmen und –händler. Hierin sehen staatliche Stellen offenbar ein wirksames Instrument zur gewollten Umstrukturierung des Stahlsektors.

Die enge Verknüpfung von Finanz- und Stahlsektor in China und die große Bedeutung des Landes für die globalen Märkte führen dazu, dass auch kleine Ereignisse große Wirkung entfalten können. So stellte im März ein Stahlwerk der Haixin Gruppe mit einer Jahresproduktion von ca. 3,6 Mio. Tonnen seine Produktion ein, weil Kredite nicht mehr bedient werden konnten. Die durch diesen Schritt ausgelöste Unruhe hat nach Ansicht von Analysten dazu beigetragen, dass der Referenzpreis für Feinerz Anfang März an einem einzigen Tag um ca. 8% gefallen ist.

Nicht nur staatliche, sondern auch private Stahlhersteller in China spüren zunehmend die Schwäche des Marktes. Eines der größten privaten Stahlunternehmen, Baosteel, griff jüngst ebenfalls das Bild des „Winters“ auf, der für die chinesische Stahlindustrie in diesem Jahr begonnen habe. Für mindestens drei Jahre werde die „Depression“ des Marktes anhalten, urteilte das Unternehmen.

Auch wenn sich aktuell eine leichte, saisonale Belebung des chinesischen Marktes abzeichnet: Die Zeiten des starken Wachstums der chinesischen Stahlindustrie, das in der vergangenen Dekade über den Hebel der Rohstoffmärkte die Stahlmärkte auf der ganzen Welt auf eine andere Stufe gezogen hat, sind erst einmal vorbei. Marktteilnehmer auch in Deutschland sollten sich darauf einstellen.

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