Stahlmarkt Consult Blog

In meinem Stahlmarkt-Blog befasse ich mich mit Neuigkeiten aus der Stahlmarkt-Welt und analysiere Trends und Marktentwicklungen.

Eisenerznotierungen mit fulminantem Comeback

Der Eisenerzmarkt hat in den vergangenen Wochen erneut seine Unberechenbarkeit unter Beweis gestellt. Nach dem Preissturz im dritten Quartal zogen die Preise zunächst wieder moderat an. Der Referenzpreis für Feinerz mit 62% Fe-Gehalt, der mit ca. 105,- $/dmt cfr Nordchina in das vierte Quartal gestartet war, lag Anfang Dezember bei ca. 117,- $/. Im Dezember startete dann aber eine rasante Aufwärtsbewegung, die die Preise bis zum Jahresende bis auf ca. 147,- $/dmt führte. Mit dem Preisanstieg um mehr als 25% in einem Monat wurde das im April erreichte Jahreshoch nur knapp verfehlt. Zum Jahresanfang 2013 setzte sich die Preisrally fort und die Preise erreichten nach Angaben des Spezialdienstes The Steel Index mit ca. 155,- $/t den höchsten Stand seit Oktober 2011.

Mit diesem fulminanten Comeback haben die Eisenerzpreise das für das erste Quartal 2013 von Analysten prognostizierte Preisniveau von 120,- bis 130,- $/t bereits weit übertroffen. Experten machen niedrige Eisenerzbestände in den chinesischen Häfen, verbesserte Konjunkturerwartungen in der chinesischen Industrie sowie die Furcht vor wetterbedingten Versorgungseinschränkungen für den Preissprung verantwortlich, der aber in dieser Stärke nicht wirklich erklärbar ist.

Allerdings stellt sich die Preisentwicklung weniger dramatisch dar, wenn man die weniger schwankungsanfälligen Monats- und Quartalsdurchschnitte betrachtet. Nach Angaben von The Steel Index lag der Monatsdurchschnittspreis von Feinerz mit 62% Fe-Gehalt im Dezember 2012 um 7% höher als im November. Im Durchschnitt des vierten Quartales ist ein Anstieg um 8,3% gegenüber dem dritten Quartal 2012 zu verzeichnen, während die Preise gegenüber dem vierten Quartal 2011 sogar um 14% gesunken sind.

Die Erwartungen für die kommenden Monate sind uneinheitlich. Die Preiserwartungen für das erste Halbjahr 2013 insgesamt müssen angesichts der aktuell ungebremsten Aufwärtsdynamik wohl nach oben korrigiert werden. Dennoch gibt es aus fundamentaler Sicht Zweifel daran, dass ein Preisanstieg in diesem Ausmaß gerechtfertigt ist.

Für Flachstahl-Hersteller in der EU sorgt die Entwicklung auf dem Eisenerzmarkt für Rückenwind bei den angestrebten Preiserhöhungen, die bisher nur teilweise umgesetzt werden konnten. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass starke Preisanstiege auf den Rohstoffmärkten meist überproportional in den Stahlpreisen weitergegeben werden können und sich positiv auf die Ergebnisse auswirken. Da sich die tatsächlichen Bezugskosten der Stahlhersteller meist erst mit einer Verzögerung von 2-3 Monaten erhöhen, ist der positive Effekt auf die Ergebnisse umso stärker, je schneller eine Anhebung der Stahlpreise gelingt. Ob dies auch im aktuell recht schwachen Gesamtumfeld möglich sein wird, muss abgewartet werden. In jedem Fall sendet der Preisanstieg für Eisenerz, der eng mit der verbesserten Stimmung am chinesischen Stahlmarkt verknüpft ist, ein starkes positives Signal auch an den europäischen Stahlmarkt. Und hier gab es in den vergangenen Monaten nicht viele positive Signale.

© StahlmarktConsult Andreas Schneider. Nachdruck und Verwendung mit Quellenangabe ist erlaubt.

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