Stahlmarkt Consult Blog

In meinem Stahlmarkt-Blog befasse ich mich mit Neuigkeiten aus der Stahlmarkt-Welt und analysiere Trends und Marktentwicklungen.

Ernüchternde Halbjahresbilanz am deutschen Stahlmarkt

Zur Jahresmitte fällt die Bilanz am deutschen Stahlmarkt ernüchternd aus. Nach den vorliegenden Indikatoren dürfte das Marktvolumen unter dem Vorjahr gelegen haben. Trotz guter Konjunkturdaten kommt die inländische Stahlnachfrage nicht in Fahrt. Für etwas Entlastung der deutschen Werke sorgt das bessere Auslandsgeschäft. Vor allem im Euroraum verfestigen sich Aufwärtstendenzen. Nachdem sich der Euro-Wechselkurs in den vergangenen Monaten stabilisiert hat, schlagen die am Weltmarkt sinkenden Stahlpreise voll auf die EU-Importpreise durch. Dadurch sind die zuvor lange stabilen Stahlpreise bei verschiedenen Erzeugnissen unter Druck geraten.

Dass das Marktvolumen vor allem am Spotmarkt bisher doch recht deutlich hinter dem Vorjahr zurückgeblieben ist, kommt angesichts der guten allgemeinen Konjunkturentwicklung etwas überraschend. Zwar war der Vergleich im ersten Quartal durch das witterungsbedingt sehr gute Vorjahr ein Stück weit verzerrt. Doch die Nachfrageentwicklung im zweiten Quartal muss als Enttäuschung be-zeichnet werden. Nach allen vorliegenden Daten ist eine Frühjahrsbelebung, die nach den nur schwachen Lagereffekten im ersten Quartal durchaus wahrscheinlich schien, ausgeblieben. Nur das automtove-orientierte Kontraktgeschäft zeigt sich mengenmäßig stabil.

Die in meinem Jahresausblick vom Januar (siehe hier) aufgeführte Option, dass sich 2015 die Konjunktur und damit der Stahlbedarf in diesem Jahr besser als erwartet entwickeln könnten, kann nach dem schwachen ersten Halbjahr ad acta gelegt werden. Die Achillesverse bleiben die schwachen Investitionen, die sich auf wichtige Stahlabnehmerbereiche negativ auswirken. Zudem haben sich die Geschäftserwartungen der Industrie im Juni eingetrübt. Die jüngste Eskalation der Griechenland-Krise dürfte für weitere Verunsicherung sorgen. Ein Anziehen des realen Stahlbedarfs ist damit nicht in Sicht. Vom Lagerzyklus kamen zuletzt für die Stahlnachfrage mehr dämpfende als stützende Einflüsse.

Die Rohstoffpreise haben sich nach ihrem bis April fortgesetzten sehr tiefen Fall im Mai und Juni insgesamt stabilisiert. Allerdings sind die zahlreichen Prognosen, nach denen die Eisenerzpreise im zweiten Halbjahr wieder fallen werden, durchaus nachvollziehbar. Dies würde den Preisdruck am Weltmarkt noch verschärfen.

Beachtlicher Weise sind die Exportpreise der global gehandelten Stahlerzeugnisse in den vergangenen Wochen weiter deutlich gesunken, obwohl die Eisenerzpreise zwischen April und Juni etwas zugelegt haben. Dies verdeutlicht die katastrophale Situation am chinesischen Inlandsmarkt, an dem die Produzenten mit einer rückläufigen Nachfrage und einem freien Fall der Preise zu kämpfen haben. Dies führt zu weiter steigenden chinesischen Ausfuhren. Allerdings sind es gerade in Europa und in den USA bei weitem nicht nur Einfuhren aus China, die den Inlandsmarkt unter Druck setzen. Der Versuch, mit Hilfe von Importbeschränkungen den Wettbewerbsdruck zu mindern, dürfte allenfalls kurzfristig erfolgreich sein.

Nach zuvor dreizehn Rückgängen in Folge hat der Euro-Wechselkurs zum Dollar erstmals im Mai und dann auch im Juni wieder gegenüber dem Vormonat an Wert gewonnen. Damit ist der Schutzschirm, die den EU-Markt gut vor den fallenden Weltmarktpreisen abgeschirmt hat, deutlich schwächer geworden. Dies gilt vor allem für global gehandelte Standarderzeugnisse. Aber auch der innereuropäische Wettbewerb hat zuletzt bei vielen Erzeugnissen zugenommen. Es verfestigt sich zwar der Eindruck, dass am EU-Markt der Tiefpunkt durchschritten wurde. Ein Nachfragewachstum von ca. 2% in diesem Jahr scheint realistisch. Die Erholung verläuft aber weiter zögerlich und wird vor allem vom Automotive-Bereich getragen, weil die Bauwirtschaft kaum zulegt.

In meinem quartalsweise erscheinenden Stahlmarkt-Brief werden die für die Stahlmarktentwicklung wichtigsten Einflussgrößen analysiert und im Hinblick auf die weitere Marktentwicklung bewertet. Der Stahlmarkt-Brief für das zweite Quartal 2015, der zahlreiche Grafiken zur Entwicklung der wichtigsten Einflussfaktoren am deutschen Stahlmarkt enthält, ist gerade erschienen. Informationen und Betselllmöglichkeiten finden Sie hier  (Leistungen StahlmarktConsult).

Fallende Rohstoffpreise zeigen Wirkung
Stahlhandelspolitik der EU: Schlag auf Schlag
 

Stahlmarkt Consult Andreas Schneider | Schleiermacherstr. 7 | 51377 Leverkusen Tel.: 0214 / 3122 8164 | E-Mail: info(at)stahlmarkt-consult.de

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