Stahlmarkt Consult Blog

In meinem Stahlmarkt-Blog befasse ich mich mit Neuigkeiten aus der Stahlmarkt-Welt und analysiere Trends und Marktentwicklungen.

Stahlmarkt aktuell: Stabilisierung, aber keine Trendwende

Verglichen mit der Situation zur Jahresmitte, hat sich die Lage am deutschen Stahlmarkt in den vergangenen drei Monaten zweifellos verbessert. Vieles spricht dafür, dass der Markt in eine Stabilisierungsphase eingetreten ist. Eine schnelle Erholung der Nachfrage ist aber nicht zu erwarten, eher eine zögerliche Besserung. Dabei gibt es weiterhin zahlreiche Risikofaktoren und ein neuerlicher Rückschlag im vierten Quartal ist nicht auszuschließen.

Die Spotmarktpreise haben sich wie von uns prognostiziert von ihren im Juli erreichten Tiefständen erholt. Die in den Sommermonaten vielfach angekündigten Preiserhöhungen konnten je nach Erzeugnis teilweise oder vollständig umgesetzt werden. Der Preisanstieg war bei Langprodukten insgesamt stärker als bei Flachprodukten. Auch die im zweiten Quartal verbreitet negative Stimmung hat sich etwas aufgehellt. Dies entspricht dem unerwartet starken Anstieg zahlreicher konjunktureller Früh- und Stimmungsindikatoren in der Eurozone.

Der Preisanstieg war vor allem angebotsseitig getrieben. Gestiegene Rohstoffkosten und die bei vielen Stahlunternehmen angespannte Ertragslage waren dafür ausschlaggebend, dass die Werke zu den von ihnen angekündigten Preiserhöhungen gestanden und diese zumindest teilweise durchgesetzt haben. Eine etwas verbesserte Nachfrage und ebenfalls gestiegene Importpreise haben die Erhöhungen unterstützt.

Die Nachfragesituation ist aber insgesamt weiterhin schwierig. Es ist – ähnlich wie bei der Industrieproduktion insgesamt – noch kein Beleg dafür erkennbar, dass sich die verbesserte Stimmung in nachhaltig erhöhten Bedarfen niederschlägt. Die Unterstützung des Stahlmarktes durch steigende Rohstoffpreise ist im September weitgehend ausgelaufen. Dies gilt in ähnlicher Weise für den globalen Stahlmarkt, von dem zuletzt kaum noch Aufwärtssignale gekommen sind. Vielmehr scheint sich ein Trend zu „Mini-Preis-zyklen“ zu verfestigen.

Diese Faktoren und die relativ niedrige Kapazitätsauslastung werden es den Stahlherstellern schwerer machen, an erhöhten Angebotspreisen festzuhalten. Für einen weiteren Stahlpreisanstieg gibt es kaum noch unterstützende Faktoren.

Auf der anderen Seite hat sich in den vergangenen Monaten infolge eines leichten Nachfragezuwachses und der gesunkenen Stahlerzeugung die Angebots-Nachfrage-Relation verbessert. Die erzeugten Mengen sind nun besser an den Bedarf angepasst. Neben geplanten Produktionsrücknahmen haben auch technische Schwierigkeiten bei einzelnen Herstellern dazu beigetragen. Die Lieferzeiten haben sich wieder auf ein einigermaßen normales Niveau verlängert. Dadurch wird sich das zuvor zeitweise sehr kurzfristige Bestellverhalten wieder etwas normalisieren, zumal die Bestandsniveaus eher knapp bemessen sind. Zusammen mit dem aktuellen Niveau der Rohstoffpreise scheinen die Stahlpreise dadurch nach unten recht gut abgesichert.

Im vierten Quartal sind größere Preisbewegungen aus unserer Sicht wenig wahrscheinlich. Am Quartalsanfang sollten die Spotpreise bei einem allenfalls noch geringen Aufwärts-Potenzial weitgehend stabil bleiben. Sollte der Stahlbedarf in den kommenden Wochen nicht noch deutlich zulegen, könnten die Stahlpreise zum Jahresende aufgrund der dann traditionell üblichen Bestandsreduzierungen noch unter leichten Druck geraten. Dies gilt umso mehr für den Fall sinkender Rohstoffpreise. Die Stahlpreisentwicklung der kommenden Monate wird entscheidend davon abhängen, ob durch die Kostenentwicklung auf der Rohstoffseite Spielräume nach oben oder unten entstehen. Hier scheinen für das vierte Quartal die Abwärtsrisiken größer zu sein als das Aufwärtspotenzial, auch wenn ein starker Rückgang wenig wahrscheinlich ist.

Eine ausführliche Analyse der aktuellen Situation am deutschen Stahlmarkt bietet der 17seitige „Stahlmarkt-Brief“ von StahlmarktConsult Andreas Schneider, der am 02. Oktober neu für das dritte Quartal 2013 erschienen ist. Weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten finden Sie unter Leistungen.


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