Stahlmarkt Consult Blog

In meinem Stahlmarkt-Blog befasse ich mich mit Neuigkeiten aus der Stahlmarkt-Welt und analysiere Trends und Marktentwicklungen.

Halbjahresverträge Flachstahl: Preise rauf, runter oder stabil?

Mit dem bevorstehenden Jahresende rücken für die Einkäufer von Flachstahl vor allem im Automotive-Bereich die Verhandlungen über die Erneuerung der zum 31.12. auslaufenden Halbjahresverträge in den Fokus des Interesses. Dabei gestalten sich die Gespräche in diesem Jahr recht schwierig. Zwar stehen nicht die ganz großen Preisausschläge auf der Tagesordnung wie teilweise in früheren Jahre. Dennoch liegen die Vorstellungen der Verhandlungspartner weit auseinander.

Die Stahlwerke und in der Folge auch die Service-Center sind vor einigen Wochen mit dem Ziel einer Anhebung der Preise um 20,- bis 30,- €/t gegenüber dem zweiten Halbjahr 2013 in die Verhandlungen gestartet. Begleitet wurde dies im November von der Ankündigung, auch am Spotmarkt die Grundpreise zu Beginn des neuen Jahres um 30,- bis 40,- €/t anzuheben. Begründet wurde der Schritt vom Weltmarktführer ArcelorMittal mit gestiegenen Rohstoffkosten und mit dem aus lagerzyklischen Gründen erwarteten Nachfrageanstieg. Beide Argumente wirkten bereits zu diesem Zeitpunkt nicht besonders robust.

Nachdem nun die ersten Verhandlungsrunden gelaufen sind, zeigt sich, dass höhere Preise sowohl bei den Halbjahresverträgen als auch am Spotmarkt auf Widerstand stoßen. Bei Halbjahresverträgen steht von Einkäuferseite statt höheren Preisen die Forderung nach Fortschreibung oder Reduzierung der zum 01. Juli 2013 vereinbarten Preise im Raum. Somit ist derzeit in vielen Fällen noch nicht einmal das Vorzeichen der Preisveränderung klar, zumal dabei auch das jeweilige Ausgangsniveau eine Rolle spielt.

Allerdings hat sich in den vergangenen Wochen die Verhandlungsposition der Einkäufer verbessert. Grund dafür ist, dass sich der Spotmarkt von der Ankündigung höherer Preise bisher unbeeindruckt zeigt. Die Nachfrage blieb ruhig. Die Preise sind in den vergangenen Wochen kaum gestiegen. Zumindest für Januar-Lieferungen dürften überwiegend Preisfortschreibungen oder allenfalls nur geringfügig höhere Preise vereinbart worden sein. Ob sich dies im weiteren Verlauf des ersten Quartals noch ändert, muss abgewartet werden.

Von der Rohstoffseite kommt aktuell wenig Unterstützung für höhere Stahlpreise. Die Erz-Preise liegen zwar wie die Kokskohlepreise über den zur Jahresmitte erreichten Tiefständen. Es fehlt aber seit Monaten an einer klaren Aufwärtsdynamik. Die Rohstoffkosten bewegen sich insgesamt seit August auf einem bemerkenswert stabilen Niveau. Eine Entwicklung wie im vergangenen Jahr, als am Jahresende bei Eisenerz eine den Stahlmarkt befeuernde Preisralley startete, ist derzeit nicht in Sicht. Dem Anfang Dezember zu beobachtenden zarten Preisanstieg bei Eisenerz ist zuletzt schon wieder die Luft ausgegangen.

Unklar ist, in welchem Umfang die Stahlnachfrage am Jahresanfang zulegen wird. Aus heutiger Sicht gehe ich davon aus, dass die traditionelle lagerzyklisch bedingte Marktbelebung aufgrund der guten Materialverfügbarkeit und der recht entspannten Lage an den Rohstoffmärkten nur moderat ausfallen wird. Zudem ist es möglich, dass einige Eindeckungen für das erste Quartal 2014 wegen des günstigen Preisniveaus vorgezogen wurden.

Von Interesse sind neben den Preisen auch die Laufzeiten. Bei vielen mittelständischen Unternehmen im Zulieferbereich, die gegenüber ihren Kunden preislich für ein Jahr gebunden sind, gibt es nach wie vor Interesse an einer Rückkehr zu Jahresverträgen mit festen Preisen über zwölf Monate. Bei früheren Verhandlungsrunden gab es zwar in Einzelfällen entsprechende Angebote, die aber aufgrund des eingebauten Preisaufschlages kaum zum Abschluss führten. In diesem Jahr könnte der weit verbreitete „Kampf um Menge“ dafür sorgen, dass der Aufschlag für Jahrespreise geringer wird. Mutige Einkäufer denken sogar über die Forderung nach, sich die längere Festlegung mit einem Preisabschlag vergüten zu lassen. Aufhorchen lässt in diesem Zusammenhang die Nachricht, dass bei Kokskohle angeblich wieder verstärkt Jahresverträge angeboten werden. Allerdings geht bei Eisenerz der Trend weiter klar zum Tagespreis.

Die nach wie vor bei vielen Flachstahl-Anbietern angespannte Ergebnissituation macht das Verlangen nach Preiserhöhungen nachvollziehbar und verständlich. Ob der Markt das aber hergibt, ist die Frage. Für Einkäufer lohnt es sich, sich mit Fakten und Argumenten zu wappnen und vorliegende Angebote intensiv zu prüfen.

© StahlmarktConsult Andreas Schneider. Nachdruck und Verwendung mit Quellenangabe ist erlaubt.

Stahlmarkt 2014: Jahreszyklus diesmal anders?
Rostfrei-Markt: Täglicher Legierungszuschlag lässt...
 

Stahlmarkt Consult Andreas Schneider | Schleiermacherstr. 7 | 51377 Leverkusen Tel.: 0214 / 3122 8164 | E-Mail: info(at)stahlmarkt-consult.de

Back to top

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Hier erfahren Sie mehr zu unseren Cookie-Einstellungen. Datenschutz-Hinweise.

  Cookie-Hinweis gelesen und akzeptiert