Seit Jahren ist es ein bekanntes Muster, dass die Stahlpreise am Jahresende verbreitet sinken. In diesem Jahr wird es anders sein. Stahl wird in den kommenden Wochen auf breiter Front teurer werden. Verantwortlich dafür sind in erster Linie steigende Rohstoffpreise. Nicht nur setzt sich die Preisexplosion bei Kokskohle fort, ohne das derzeit ein Ende in Sicht wäre. Auch die Eisenerzpreise sind zuletzt gestiegen und am internationalen Schrottmarkt haben Aufwärtskräfte ebenso die Oberhand gewonnen. Damit wird die Herstellung von Stahl teurer. Das Ausmaß der Verteuerung hängt von der Erzeugungsroute ab. Wenigstens ein Teil des Kostenschubs wird von den Stahlverbrauchern zu tragen sein. Die äußerst dynamische Entwicklung ist ein großer Unsicherheitsfaktor entlang der gesamten Wertschöpfungskette Stahl.
Stahlmarkt Consult Blog
In meinem Stahlmarkt-Blog befasse ich mich mit Neuigkeiten aus der Stahlmarkt-Welt und analysiere Trends und Marktentwicklungen.
Am internationalen Kokskohlemarkt war in den vergangenen Wochen eine regelrechte Preisexplosion zu beobachten. Die Gründe dafür sind in erster Linie in China zu finden. Auch wenn sich höhere Spotmarktpreise in vielen Fällen nicht unmittelbar und 1:1 auf die Rohstoffkosten der Stahlerzeuger auswirken – bei der Stahlerzeugung via Hochofenroute werden die Kosten deutlich steigen. Für die Flachstahlpreise resultiert daraus ein weiterer Unterstützungsfaktor. Wie lange der Preisboom anhält, ist offen.
Noch zum Ende des zweiten Quartals war am EU-Flachstahlmarkt die Erwartung weit verbreitet, dass es nach der Sommerpause zu spürbaren Preisrückgängen kommen würde. Dafür sprachen nicht nur die Erfahrungen der vergangenen Jahre, sondern auch die zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Marktinformationen. Aus Einkäufersicht haben sich aber in den Sommermonaten mehrere Faktoren unerwartet negativ entwickelt. Niedrigere Preise sind daher zunehmend unwahrscheinlich geworden. Für Stahleinkäufer bleibt es damit ungemütlicher als im Vorjahr.
In meinem vorigen Blogbeitrag habe ich begründet, warum für die EU in der Stahlhandelspolitik der Weg der USA in Richtung Marktabschottung nicht der richtige ist. Mit der am vergangenen Donnerstag im im Amtsblatt der EU veröffentlichten Einleitung einer neuen Antidumpinguntersuchung bezüglich Einfuhren von warmgewalzten Flacherzeugnissen mit Ursprung in Brasilien, Iran, Russland, Serbien und der Ukraine hat sich die Kommission entschieden, dem Ruf der Stahlindustrie nach mehr Schutz nachzugeben. Der damit getane Schritt hin zum Protektionismus ist nicht zu übersehen. Unabhängig vom Ausgang des Verfahrens ist der Schaden schon jetzt beträchtlich. Für Importeure und Verwender in der EU ist es an der Zeit, ihre Interessen jetzt vehement zu verfolgen.
Vor wenigen Tagen hat die US International Trade Commission zwei endgültige Entscheidungen in Antidumping-Verfahren gegen die Einfuhr von Flachstahlerzeugnissen getroffen. Danach wird die Einfuhr von Stahl aus China teilweise mit Zöllen von mehr als 500% belegt. Aber nicht nur China ist betroffen. Die US-Entscheidung ist das extremste Beispiel für den Protektionismus, der sich im internationalen Stahlhandel immer weiter ausbreitet. Die Folgen der Handelsbeschränkungen sind weitreichend und gehen über die Stahlindustrie hinaus. Irritierend ist, dass viele Stimmen aus der EU-Stahlindustrie das Vorgehen der USA als Vorbild bezeichnen. Die EU ist bisher noch relativ verantwortungsvoll mit ihren Anti-Dumping-Maßnahmen umgegangen. Sie sollte dem Ruf widerstehen, dem amerikanischen Vorbild zu folgen. Ein Ausgleich des durch tatsächliches Dumping entstandenen Schadens ist nötig, aber auch ausreichend.
Am deutschen Markt sind die Spotpreise für Stahlerzeugnisse im Mai nochmals kräftig gestiegen. Damit ist nun bei den meisten Erzeugnissen der Verfall des Vorjahres mehr als ausgeglichen. Bei Flachstahl hat es einen solchen Preisanstieg in vergleichbar kurzer Zeit zuletzt Anfang 2011 gegeben. Am chinesischen Stahlmarkt und bei wichtigen Stahl-Rohstoffen ist seit Ende April aber die zu erwartende kräftige Preiskorrektur eingetreten. Damit ist die wichtigste Ursache für den starken Preisanstieg in der EU weggefallen. Dennoch ist fraglich, wann auch hierzulande die Preise wieder sinken werden.
Am EU-Markt sind die Spotmarktpreise für fast alle Stahlerzeugnisse in den vergangenen Wochen in einem Tempo gestiegen, das die Marktteilnehmer schon seit einigen Jahren nicht mehr erlebt haben. Wöchentlich und in manchen Fällen täglich werden höhere Preise ausgerufen. Zwar waren die Preise zuvor auf ein übertrieben niedriges Niveau gefallen, so dass der jetzige Preisanstieg zum Teil als fällige Korrektur angesehen werden kann. Die Dynamik und Stärke des Anstieges ist aber absolut unerwartet gekommen. Auch wenn die höheren Preisen mehrere Ursachen haben, liegt der Kern der Aufwärtsbewegung klar in China.
Bei den für die Stahlerzeugung wichtigen Rohstoffen und am chinesischen Stahlmarkt ist es im März zu unerwartet heftigen Preisausschlägen nach oben gekommen. Als Folge davon sind die Preise von international gehandelten Stahlerzeugnissen und Halbzeugen in den vergangenen Wochen teilweise kräftig gestiegen. Erste Ausläufer dieser Entwicklung sind auch am hiesigen Markt zu spüren. Erleben wir damit eine Trendwende oder handelt es sich nur um ein Strohfeuer?
In den vergangenen Wochen war immer wieder von der Bedrohung der deutschen Stahlindustrie durch billige Importe aus China die Rede. In Brüssel demonstrierten Betriebsräte und Manager Hand in Hand gegen die „gedumpten Stahl-Importe aus China, die sich den letzten anderthalb Jahren verdoppelt haben.“ Das Bild von der Stahlschwemme aus China wird ohne Ende wiederholt, so dass sich bei vielen Akteuren in Politik und Wirtschaft der Eindruck verfestigt, der hiesige Markt werde vom chinesischen „Billigstahl“ geradezu geflutet. Eine Analyse der kürzlich vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Außenhandelszahlen für das Jahr 2015 bringt dagegen ein überraschendes Ergebnis: am deutschen Markt spielt Stahl aus China bislang kaum eine Rolle. Sein Anteil an der deutschen Marktversorgung ist verschwindend gering.
Wie erwartet war der deutsche Stahlmarkt im vierten Quartal 2015 in einer Negativ-Spirale gefangen. Von nahezu allen für die Stahlpreisbildung wichtigen Faktoren gingen Negativsignale aus, die sich zum Teil noch gegenseitig verstärkt haben. Einiges spricht dafür, dass der Markt mit dem Beginn des neuen Jahres dem Abwärtssog entkommen und nun in eine Stabilisierungsphase eingetreten ist. Die sowohl bei Lang- als auch bei Flachprodukten für das erste Quartal 2016 avisierten Preiserhöhungen werden dennoch kein Selbstläufer.
Mit dem herannahenden Jahreswechsel ist wieder die Zeit für einen Ausblick auf die Stahlmarktentwicklung im nächsten Jahr gekommen. Der heutige Blogbeitrag befasst sich mit möglichen und wahrscheinlichen Entwicklungen am Stahlmarkt, wohlwissend, dass es doch ganz anders kommen kann. Vieles spricht dafür, dass das Jahr für Stahleinkäufer erneut deutlich entspannter wird als für Stahlanbieter. Allerdings sollte sich die starke Abwärtsdynamik des zweiten Halbjahres 2015 nicht fortsetzen.
Für EU-Stahlhersteller sind wieder harte Zeiten angebrochen. Gleich an mehreren Stellen ist die Branche mit enormen Herausforderungen konfrontiert: Hoher Einfuhrdruck, schwache Nachfrage, große Unsicherheit bei den Rahmenbedingungen. Der noch im ersten Halbjahr vorhandene vorsichtige Optimismus ist weitgehend verschwunden. Nicht alle Probleme können auf China geschoben werden. Die Hersteller sind jetzt auch gefordert, eigene Antworten auf eine internationalisierte Stahlwelt zu geben. Die Politik wird nur bedingt helfen können. Wichtig und erforderlich ist es aber, neue Belastungen aus der Klima- und Energiepolitik zu vermeiden.
Im dritten Quartal hat sich am deutschen Stahlmarkt eine neue Dynamik entwickelt. Diese hat dazu geführt, dass die Preise stärker als erwartet gesunken sind. Treibende Kräfte waren nicht in erster Linie die Rohstoffkosten und die Entwicklung von Angebot und Nachfrage auf den heimischen Märkten. Entscheidend ist derzeit die Lage am Weltmarkt. Diese ist von deutlich sinkenden Preisen und von neuen Gegebenheiten im internationalen Handel geprägt. Die Größe der Stahlindustrie in China, von deren Wachstum die Branche weltweit einige Jahre lang profitiert hat, wird für die Stahlhersteller im Rest der Welt immer mehr vom Segen zum Fluch. Wie sich diese Entwicklung in den einzelnen Regionen niederschlägt, hängt maßgeblich von den Wechselkursen ab, die zu einem bedeutenden Einflussfaktor sowohl für die Stahl- als auch für die Rohstoffpreise geworden sind. Aufgrund des festeren Euro wird der EU-Markt nun anders als im Vorjahr voll von den Weltmarktentwicklungen getroffen.
Die größte Veränderung am deutschen Stahlmarkt hat sich in den vergangenen Wochen auf der Importseite abgespielt. Der von sinkenden Importpreisen ausgeübte Druck auf die Preise der EU-Hersteller ist bei fast allen Stahlerzeugnissen gewachsen. Es schlagen sich die im Vergleich zum Frühjahr gesunkenen Rohstoffkosten, die anhaltende Schwäche des Weltmarktes und Wechselkursbewegungen nieder. Während die Abwertung des chinesischen Yuan vielfach diskutiert wird, ist für die Lage am EU-Stahlmarkt die Stabilisierung des Euros von größerer Bedeutung.
Der derzeit verbreitete Fall der Rohstoffpreise geht nicht an den für die Stahlerzeugung relevanten Rohstoffen vorbei. Sowohl Eisenerz- als auch Schrottpreise sind im Juli deutlich gefallen. Dadurch fallen nicht nur unmittelbar die rohstoffbedingten Kosten der Stahlerzeugung. Auch über den Umweg sinkender Importpreise geraten die Preise am deutschen Stahlmarkt unter Druck.
Zur Jahresmitte fällt die Bilanz am deutschen Stahlmarkt ernüchternd aus. Nach den vorliegenden Indikatoren dürfte das Marktvolumen unter dem Vorjahr gelegen haben. Trotz guter Konjunkturdaten kommt die inländische Stahlnachfrage nicht in Fahrt. Für etwas Entlastung der deutschen Werke sorgt das bessere Auslandsgeschäft. Vor allem im Euroraum verfestigen sich Aufwärtstendenzen. Nachdem sich der Euro-Wechselkurs in den vergangenen Monaten stabilisiert hat, schlagen die am Weltmarkt sinkenden Stahlpreise voll auf die EU-Importpreise durch. Dadurch sind die zuvor lange stabilen Stahlpreise bei verschiedenen Erzeugnissen unter Druck geraten.
Mit neuer Intensität geht die EU-Kommission gegen Stahleinfuhren in die EU vor. In diesem Frühjahr sorgen gleich vier Anti-Dumping-Untersuchungen für Gesprächsstoff. Damit scheint die eher liberale Handelspolitik passé zu sein. An ihre Stelle getreten ist offenbar eine aktive Schutzpolitik der EU-Kommission zugunsten der heimischen Stahlhersteller. Damit folgt die EU einem globalen Trend und dem verbreiteten Ruf nach mehr Schutz gegen Einfuhren. Ob die Einführung von neuen Zöllen den Stahlunternehmen aber unter dem Strich wirklich grundlegend hilft, ist fraglich.
Zeitenwende am globalen Stahlmarkt: Nach vielen Jahren einer mehr oder weniger stürmischen Expansion wächst die Nachfrage praktisch nicht mehr. Grund dafür ist, dass der Stahlmarkt in China schneller als von vielen Experten erwartet sein Nachfrage-Plateau erreicht hat. Erstmals seit 1995 ist dort die Nachfrage im vergangenen Jahr gesunken. Ohne Rückenwind aus dem Reich der Mitte, auf das fast die Hälfte der Weltnachfrage entfällt, ist im globalen Maßstab zunächst einmal Stagnation angesagt. Dies zeigt der neue „Short Range Outlook“ des Weltstahlverbandes worldsteel.
Die EU-Kommission hat erwartungsgemäß vorläufige Antidumpingzölle gegen die Einfuhren von kaltgewalzten rostfreien Stahlerzeugnissen aus China und Taiwan verhängt (siehe dazu auch den Blogbeitrag vom 03. Juli 2014). Die Zölle treten ab sofort in Kraft, liegen bei den chinesischen Herstellern zwischen 24,3% und 25,2% und bei den Anbietern aus Taiwan zwischen 10,9% und 12,0%. Im EU-Amtsblatt L 79 vom 25. März 2015 sind die vorläufigen Ergebnisse der durchgeführten Untersuchung ausführlich dargestellt. Ein erstes Studium dieser Bekanntmachung hinterlässt nicht unbedingt den Eindruck, dass hier wirklich ein durch Importe schwer geschädigter Wirtschaftszweig der EU den verdienten Schutz erhält. Der Marktanteil der Importe ist ebenso begrenzt wie die Schädigung der EU-Hersteller. Die Begründung für die Höhe der Zölle lässt staunen.
Im Jahr 2014 war der globale Stahlmarkt von zwei „Anomalien“ geprägt: Dem extremen Preis-Premium, das der US-Markt vor allem bei Flachstahl gegenüber dem Rest der Welt genoss, und dem Auseinanderlaufen der Eisenerz- und der Schrottpreise. Beide Phänomene waren je schwerer zu erklären, je länger sie andauerten. Nachdem die erwarteten Korrekturen im vergangenen Jahr länger als gedacht auf sich warten ließen, haben sowohl die internationalen Schrottnotierungen als auch die US-Flachstahlpreise zuletzt kräftig nachgegeben.