Am 18. September hat die EU-Kommission erneut die Verhängung von Antidumping-Zöllen gegen die Einfuhren von Stahlerzeugnissen aus China beschlossen. Betroffen ist Stahl mit organischem Überzug (Tarifnummern 7210 70 80, 7212 40 80, 7225 99 00 und 7226 9970). Genauer handelt es sich um flachgewalzte Produkte, die auf mindestens einer Seite mit Farbe versehen, lackiert oder mit Kunststoff beschichtet sind. Dieser Stahl wird hauptsächlich im Baubereich z.B. für Außenkonstruktionen wie Dacheindeckungen, aber auch in der Hausgeräte- oder Elektroindustrie verwendet.
Stahlmarkt Consult Blog
In meinem Stahlmarkt-Blog befasse ich mich mit Neuigkeiten aus der Stahlmarkt-Welt und analysiere Trends und Marktentwicklungen.
Wie die Wirtschaftsvereinigung Stahl gestern mitteilte, wurden in Deutschland im August 3,4 Millionen Tonnen Rohstahl und damit 7 Prozent weniger hergestellt als im Vergleichsmonat 2011. Im bisherigen Jahresverlauf unterschreite die Erzeugung den Vorjahreszeitraum um 5 Prozent. „Der starke Rückgang im August war allerdings durch einige Sonderfaktoren in Form von Reparaturen überzeichnet“, wird Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, in der Pressemitteilung zitiert.
Der europäische Stahlmarkt war im August überwiegend von der für diesen Monat typischen sommerlichen Ruhe geprägt. Schlagzeilen machte vor allem das Hin und Her über die mögliche Schließung des Stahlwerkes in Taranto der italienischen Unternehmensgruppe Riva. Manch ein Marktakteur könnte sich heimlich der Hoffnung hingegeben haben, die notwendigen Angebotsrücknahmen könnten durch die von der Justiz verordnete Stilllegung eines der größten europäischen Stahlwerke mit entsprechenden Folgen auch für nachgelagerte Produktionsstufen beschleunigt werden. Nun sieht es aber eher so aus, dass sich die Parteien gütlich einigen.
Bemerkenswertes hat sich in den vergangenen Wochen am Spotmarkt für Eisenerz ereignet. Wie der Spezialdienst The Steel Index (TSI) meldet, lag der Benchmarkpreis für Feinerz mit 62% Fe-Gehalt Ende der vergangenen Woche bei $117.25 $/dmt cfr Nordchina. Noch in der zweiten Juliwoche lagen die Preise bei 135,- $/dmt. Somit sind die Preise in dieser kurzen Zeitspanne um über 13% gesunken und erreichten den tiefsten Stand seit Dezember 2009.
Die Fundamentaldaten am Stahlmarkt der EU werden länger als erwartet schwach bleiben. Die Stahlnachfrage in der EU wird sich erst ab dem zweiten Quartal 2013 wieder verbessern. Dies schreibt der Verband der europäischen Stahlhersteller, EUROFER, in seinem Mitte Juli erschienenen Marktbericht für das dritte Quartal.
Das zweite Quartal brachte am deutschen Stahlmarkt eine deutliche Abschwächung wichtiger Indikatoren. Dies ist die Kernaussage des neuen Stahlmarkt-Briefes von StahlmarktConsult Andreas Schneider, der Mitte Juli erschienen ist. Danach hat sich die Stimmung am Markt merklich verschlechtert. Gegenüber dem ersten Quartal ist die Stahlnachfrage gesunken. Die schwache Konjunktur in der Eurozone und die hohe Unsicherheit im Zusammenhang mit der Staatsschuldenkrise führen zu Bestellzurückhaltung. Die deutsche Stahlerzeugung lag zwar unter dem Vorjahr, hat aber gegenüber dem ersten Quartal leicht zugenommen.
Russland wird in diesem Jahr der Welthandelsorganisation WTO beitreten. Mit der Zustimmung des russischen Parlamentes zu den schon im Vorjahr ausgehandelten Verträgen wurde am 10. Juni die letzte Hürde der äußerst langwierigen und komplizierten Verhandlungen genommen. Nach dem WTO-Statut erfolgt die Aufnahme automatisch nach dem Ablauf von 30 Tagen.