Für die Stahlindustrie in China brechen schwere Zeiten an. Exemplarisch dafür ist ein Statement, das Mitte März die Vizepräsidentin des chinesischen Verbandes der Stahlhersteller (CISA), Liu Zhenjiang, abgab. Danach schrieben 43% der CISA-Mitglieder im Januar 2014 rote Zahlen, der höchste je in einem Monat erreichte Anteil. Für das Jahr 2013 hatten nur 19% der CISA-Mitglieder einen Verlust verbucht. Der Stahlbedarf in China soll im Januar um 8,6% niedriger als im Vorjahresmonat gewesen sein. Ein von der CISA erhobener Stahlpreisindex ist auf ein 20-Jahres-Tief gefallen. Der Verlauf des ersten Quartals sei „ein starkes Signal an die ganze Stahlindustrie, dass der „echte Winter“ gerade erst begonnen habe“, wird die Funktionärin in Newsdiensten zitiert.
Stahlmarkt Consult Blog
Die europäischen Stahlhersteller scheitern offenbar erneut mit dem Versuch, merklich höhere Stahlpreise zu erzielen. Wie schon mehrfach im Vorjahr, scheinen auch die im Januar 2014 für Flachstahl angekündigten Erhöhungen von 30,- bis 40,- €/t größtenteils zu verpuffen. Im Februar sind die Flachstahlpreise am Spotmarkt allenfalls leicht angestiegen. Ein klarer Aufwärtstrend der Preise hat sich nicht eingestellt. Preiserhöhungen im angekündigten Umfang scheinen nicht erreichbar. Bei im Elektroofen hergestellten Langprodukten sind die Preise in den vergangenen Wochen sogar unter Druck geraten.
Die heute bestehenden Überkapazitäten sind eines der Top-Themen am globalen und europäischen Stahlmarkt. Es besteht Einigkeit darin, dass sie eines der wichtigsten Probleme der Branche sind. Obwohl dies zunehmend breit und intensiv diskutiert wird, ist die Hoffnung auf eine baldige Lösung nicht groß. Es sieht so aus, dass der Markt noch viele Jahre lang von einem überschüssigen Angebot geprägt sein wird.
In den vergangenen Jahren ist die Stahlnachfrage jeweils am Jahresanfang deutlich gestiegen. Auch bei den Preisen markierte das erste Quartal den Höhepunkt, bevor es dann im weiteren Jahresverlauf bergab ging. Nach dem Marktverlauf der vergangenen Monate sieht es so aus, als ob die Marktbelebung im ersten Quartal 2014 erneut vergleichsweise schwach ausfallen wird. Für die zweite Quartals hälfte besteht ein begrenztes Potenzial für Preisanhebungen. Anders als in den Vorjahren könnten die Stahlbestellungen erst im weiteren Jahresverlauf ihren Höhe punkt erreichen. Dies ist eine der Kernaussagen der neuen Ausgabe des Stahlmarkt-Briefs von StahlmarktConsult Andreas Schneider, der jetzt für das vierte Quartal 2013 erschienen ist.
Mit dem bevorstehenden Jahresende rücken für die Einkäufer von Flachstahl vor allem im Automotive-Bereich die Verhandlungen über die Erneuerung der zum 31.12. auslaufenden Halbjahresverträge in den Fokus des Interesses. Dabei gestalten sich die Gespräche in diesem Jahr recht schwierig. Zwar stehen nicht die ganz großen Preisausschläge auf der Tagesordnung wie teilweise in früheren Jahre. Dennoch liegen die Vorstellungen der Verhandlungspartner weit auseinander.
Am 17.06.2013 hatte ich in meinem Blog über die bevorstehenden Änderungen an der Preis-Systematik im europäischen Rostfrei-Markt berichtet und war dabei zur Einschätzung gelangt, dass eine Reform des Legierungszuschlages alleine die tiefer liegenden Probleme der europäischen Rostfrei-Hersteller nicht lösen wird. Dennoch ist es nun soweit: Marktführer Outokumpu hat angekündigt, in Europa ein Preismodell mit täglich aktualisiertem Legierungszuschlag (Daily Alloy Surcharge) einzuführen. Dieses Modell löst das gegenwärtige System ab, bei dem die Legierungszuschläge für Edelstahl auf der Grundlage der historischen Legierungspreise monatlich festgelegt werden.
Der Weltstahlverband worldsteel hat Anfang Oktober seine neue Prognose zur Entwicklung der Weltstahlnachfrage vorgelegt. Demzufolge wird die globale Nachfrage nach Walzstahlerzeugnissen 2013 um 3,1% und 2014 um 3,3% wachsen. Schaut man sich die einzelnen Regionen an, so entfällt auf die EU im kommenden Jahr mit 2,1% das schwächste Wachstum, wobei sie schon in diesem Jahr mit einem Minus von 3,8% als einzige Region der Welt einen Rückgang aufweist. Eingeflossen ist in die Prognose auch die Vorhersage der Wirtschaftsvereinigung Stahl für den deutschen Markt: Nach einem Rückgang der Stahlnachfrage um 1,6% in diesem Jahr wird für 2014 ein Zuwachs von rund 3% erwartet.
Verglichen mit der Situation zur Jahresmitte, hat sich die Lage am deutschen Stahlmarkt in den vergangenen drei Monaten zweifellos verbessert. Vieles spricht dafür, dass der Markt in eine Stabilisierungsphase eingetreten ist. Eine schnelle Erholung der Nachfrage ist aber nicht zu erwarten, eher eine zögerliche Besserung. Dabei gibt es weiterhin zahlreiche Risikofaktoren und ein neuerlicher Rückschlag im vierten Quartal ist nicht auszuschließen.
Die Stimmung am deutschen Stahlmarkt hat sich in den vergangenen Wochen verbessert. Dazu beigetragen haben eine Nachfragebelebung im Juli, steigende Rohstoffkosten und positive Preisentwicklungen am Weltmarkt. Dieses positivere Umfeld hat die Hersteller bei verschiedenen Erzeugnissen zur Ankündigung von Preiserhöhungen veranlasst. Im Flachstahlbereich haben nach der Ankündigung von höheren Preisen schon im Juli durch Marktführer ArcelorMittal nun im August auch die Salzgitter Flachstahl GmbH und Tata Steel eine Preisanhebung um 20,- bis 30,- €/t angekündigt. Auch die italienischen Hersteller haben ihre Preise angehoben. Bei verschiedenen Langprodukten haben europäische Hersteller ebenso Preiserhöhungen bekannt gegeben.
Im Jahr 2008 startete die Londoner Metallbörse (LME) ihren Börsenhandel mit Stahl. Genauer gesagt den Handel mit Halbzeug für Langprodukte (Billets). Begleitet wurde dieser Schritt von einer intensiven Diskussion in der Stahlbranche: Kann man überhaupt Stahl an einer Börse handeln, für wen könnte das sinnvoll sein, wem könnte es schaden? Die Skepsis war bei vielen groß. Heute muss man sagen: zurecht!
Im zweiten Quartal haben sich fast alle für die Stahlpreisbildung relevanten Einflussfaktoren negativ entwickelt. Dies waren vor allem sinkende Rohstoffpreise, nicht erfüllte Nachfrageerwartungen sowie vielfach über der Nachfrage liegende Angebotsniveaus. Verstärkt wurden diese Einflüsse von einem negativen Sentiment und einem starken Wettbewerbsdruck. Eine grundlegende Trendwende am deutschen Markt ist nicht in Sicht, aber eine Bodenbildung rückt näher. Dies sind die Kernaussagen des „Stahlmarkt-Briefes“ von StahlmarktConsult Andreas Schneider, der jetzt neu für das zweite Quartal 2013.
Am europäischen Rostfrei-Markt zeichnen sich größere Änderungen an der seit langem bestehenden Preis-Systematik ab. Die Diskussion über das bisherige System, in dem sich der Gesamtpreis aus einem Basispreis und einem monatlich für jede Güte neu veröffentlichten Legierungszuschlag zusammensetzt, schwelt in der Branche bereits seit längerem. Im September 2012 hatte der CEO von Aperam auf einer Branchenkonferenz der Debatte mit dem Vorschlag einen neuen Schub gegeben, die Preismethodik stärker an die bei Aluminium geübte Praxis anzulehnen und einen täglichen Preiszuschlag einzuführen. Einige Monate später sieht es so aus, als ob dieser Vorschlag jetzt umgesetzt wird.
Die Stahlnachfrage in Deutschland hat sich nach einem noch relativ guten Jahresauftakt relativ schnell wieder abgekühlt. Das üblicherweise starke zweite Quartal ist in diesem Jahr von einer schwachen Marktentwicklung geprägt. Der von Beobachtern als desaströs bezeichnete Markt ist vom intensiven Wettbewerb der Anbieter um die verfügbaren Mengen charakterisiert. Die am Jahresanfang erhöhte Stahlerzeugung und steigende Importmengen haben am europäischen Markt zu einem Überangebot geführt. Die außerordentlich kurzen Lieferzeiten der Werke und die verbreitet negative Stimmung haben die Bestellzurückhaltung der Abnehmer verstärkt.
Den Stahlunternehmen (nicht nur) in Deutschland bläst ein kalter Wind ins Gesicht. In den vergangenen Tagen gab es mehrere Unternehmens-Meldungen, die die schwierige Lage der Branche unterstreichen.
Bei Thyssen-Krupp Steel Europe lagen Auftragseingang und Umsatz insbesondere erlösbedingt im 1. Halbjahr 2012/2013 (Geschäftsjahr 30.09.) um 12 % unter Vorjahresniveau. Der Versand lag zwischen Januar und März um 4,3% unter dem Vorjahr, die Rohstahlerzeugung sank um 2%. Immerhin konnte die Sparte in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres noch ein leicht positives bereinigtes EBIT erwirtschaften, das mit 39 Mio. € aber deutlich schwächer als im Vorjahr (132 Mio €) ausfiel. Davon wurden 30 Mio. € zwischen Oktober und Dezember 2012 und nur noch 9 Mio. € zwischen Januar und März 2013 erwirtschaftet. Ursache dafür dürften die Ende 2012 niedrigeren Spotmarktpreise und in der Folge auch entsprechend niedrigere Vertragsabschlüsse für das erste Halbjahr 2013 sein.
Wenn vor einem stahlnahen Auditorium das Thema „Hedging von Stahl“ auf der Tagesordnung steht, dann ist eines gewiss: Die Skepsis der Zuhörerschaft, komme sie aus der Stahlindustrie oder aus den Reihen ihrer Kunden, ist groß. Alleine der Begriff „Hedging“ löst tiefgehende Abwehrreflexe aus. Befürchtet wird vielfach, dass die Finanzwirtschaft als neuer Player in die bewährten Strukturen von Stahlherstellern, Stahlhändlern und Stahlverarbeitern einbricht, um den alteingesessenen Akteuren einen Teil des Kuchens wegzunehmen. Weiter wird oft die Befürchtung geäußert, die Stahlpreise könnten bei einem steigenden Einfluss der Finanzwirtschaft von marktfremden, aber mächtigen Playern bestimmt werden, die keinen Bezug zum tatsächlichen Geschäft haben. Die dritte großer Sorge besteht darin, dass die Einführung von Finanzabsicherungsinstrumenten die Preisschwankungen verstärkt, die eigentlich eingedämmt werden sollen.
In der Stahlbranche wird derzeit, befeuert durch Medienveröffentlichungen, über die Bildung einer „Deutsche Stahl AG“ diskutiert. So schrieb das Handelsblatt am 13.02.2013 in einem Leitartikel unter dem Titel „Letzte Chance Deutsche Stahl AG“, die Zusammenführung der Stahlproduktion von Thyssen-Krupp, Salzgitter, Dillinger Hütte und Saarstahl sei der „einzig vernünftige Weg“ zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit dieser Unternehmen. Die Rheinische Post berichtete im April: „Angeblich gibt es in den Chefetagen schon Blaupausen – teilweise sollen auch kleinere deutsche Hersteller und die österreichische Voestalpine mit in das Planspiel einbezogen sein.“ Der Saarstahl-Vorstandsvorsitzende Blessing erteilte Ende März in der FAZ dagegen entsprechenden Plänen eine Absage. Das Zusammengehen inländischer Wettbewerber würde „wenig bis gar nichts“ bringen, wird Blessing zitiert.
Nicht nur der deutsche Stahlmarkt hat im Laufe des ersten Quartals an Schwung verloren, sondern auch der Weltmarkt und die relevanten Rohstoffmärkte haben sich abgeschwächt. Nach einem verhältnismäßig guten Start ins Jahr haben sich praktisch alle marktrelevanten Faktoren verschlechtert. Dies ist das Ergebnis der Analyse im neuen „Stahlmarkt-Brief“ von StahlmarktConsult Andreas Schneider, der jetzt für das erste Quartal 2013 erschienen ist.
Der deutsche Flachstahlmarkt ist nicht berauschend ins neue Jahr gestartet. Am Spotmarkt sind die Preise zwar seit dem im November 2012 erreichten Tiefstand je nach Erzeugnis um ca. 20,- bis 50,- €/t gestiegen. Die Werke tun sich aber schwer damit, die ausgegebenen Zielpreise am Markt umzusetzen.
Am 12. Februar 2013 hat der von der Europäischen Kommission veranstaltete „High-level Round Table on the future of the European Steel Industry“ ein Papier mit Empfehlungen zur künftigen europäischen Stahlpolitik veröffentlicht. Es sieht so aus, als ob die europäische Stahlindustrie gut zehn Jahre nach dem Auslaufen des EGKS-Vertrages endgültig wieder in den Fokus der Brüsseler Politik gerückt ist – oder nach Ansicht mancher Akteure wieder rücken soll. Kann also eine neue europäische Stahlpolitik einen wirksamen Beitrag zur Bewältigung der gegenwärtigen Herausforderungen leisten?
Die Stahlnachfrage hat sich in Deutschland leicht belebt, aber eine grundlegende Erholung ist noch nicht in Sicht. Dies geht aus neuen Zahlen zum deutschen und europäischen Stahlmarkt hervor. Die verhaltene Stahlnachfrage dämpft den von den Rohstoffmärkten und vom Weltmarkt ausgehenden, tendenziellen Preisauftrieb. Die vorliegenden Ausblicke lassen wenig Raum für Optimismus. Die Schwäche des EU-Stahlmarktes scheint sich zu verfestigen.